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Immer mehr Unternehmen nutzen Weixin zur Kundengewinnung

Bislang waren für internationale Konzerne Sina Weibo, RenRen und Douban die erste Wahl, wenn es darum ging, chinesische Konsumenten über soziale Netzwerke anzusprechen. Mittlerweile scheint die populäre Social Media App Weixin, international unter dem Namen WeChat bekannt, allen übrigen Kanälen den Rang abzulaufen. Das Produkt der Firma Tencent mischt inzwischen nicht nur den Online-Spiele-Markt kräftig auf, sondern wird auch als Marketing-Tool für internationale Konzerne zunehmend attraktiver.

Weixins Entscheidung, Unternehmen ein Recht auf corporate accounts einzuräumen, stieß in den Marketingabteilungen der Großkonzerne von Beginn an auf großes Interesse: Innerhalb von sechs Monaten entschieden sich 30.000 Firmen für einen Business-Account. Den meisten ging es jedoch zunächst hauptsächlich ums Dabei sein. Unternehmen, wie Starbucks, Dior und Volkswagen, die Sina Weibo bereits seit langem als Marketing-Tool einsetzen, taten sich im Umgang von Anfang an leichter als Unternehmen mit geringer Social-Media-Affinität.

Passend zum Verkaufsstart des Kaffee-Fruchsaftgetränks „Refresha“ im August 2012 entschied sich die Kaffeehauskette Starbucks Weixin als Marketing-Tool zu testen. Zwischen dem 28. August und 30. September 2012 hatten mobile Internetnutzer die Möglichkeit, einen von 26 Emoticons aus dem Weixin-eigenen Sticker-Shop an Starbucks zu schicken. Als Antwort erhielten sie einen Song, der mit dem Emoticon in Verbindung stand. Führende chinesische Blogger bezeichneten die Kampagne anfangs als „phantasielos“ und „wenig erfolgversprechend“. Sie wurden jedoch schnell vom Gegenteil überzeugt: Im Laufe weniger Wochen verschickten Smartphone-Besitzer 238.000 Emoticons. Innerhalb einiger Monate hatte Starbucks 130.000 neue Follower hinzugewonnen.

Chinesische User “völlig verrückt nach Paulinho und LeBron James”

Ebenfalls erfolgreich verlief eine Kampagne des Sportbekleidungsherstellers Nike. Anlässlich des jährlich stattfindenden Nike Sports Festival in Shanghai konnten User den QR-Code des Unternehmens scannen, um an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Dabei standen Schuhe, Tracking-Technologie und Treffen mit Sportstars, wie den U.S. Basketballspielern LeBron James und Rudy Gay, zur Auswahl. Nike gelang es geschickt Online- und Offline-Aktivitäten miteinander zu verknüpfen: Über mit QR-Codes versehene Plakate wurden Pendler in Shanghais Bussen und Bahnen auf das Festival aufmerksam gemacht. Während der Veranstaltung informierten Organisatoren Weixin-Nutzer im Minutentakt über die Programm-Highlights. Die Zahl der Nike-Follower stieg innerhalb von vier Tagen um etwa 12.000.

Auch europäische Fußballvereine, die sich in China zunehmender Popularität erfreuen, sind in den vergangenen Monaten auf Weixin in Erscheinung getreten: Paris Saint-Germain, Manchester City, Liverpool FC und Tottenham Hotspur zählen zu den auf Weixin besonders aktiven Clubs. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei die Einbindung von Stars, so Karen Schuster von der Shanghaier Agentur Mailman Group, die sich um die Betreuung des Corporate Accounts von Tottenham Hotspur kümmert: “Chinesische Fans sind völlig verrückt nach Top-Fußballern wie Paulinho”, glaubt die aus New York stammende Marktforscherin.

Immer mehr QR-Codes auf Plakaten in Shanghai und Peking

Unternehmen, die ihr Hauptaugenmerk auf Weixin setzen, waren bisher in der Minderheit. Das lag nicht zuletzt an den User-Zahlen, die bis vor Kurzem immer noch weit hinter denen von Sina Weibo und QQ lagen, andererseits aber auch an dem mangelnden Verständnis für die Möglichkeiten, die das soziale Netzwerk Firmen bietet. Im Gegensatz zu Sina Weibo findet ein Großteil der Diskussionen innerhalb geschlossener Gruppen oder von User zu User statt. Wer in den letzten Wochen in Shanghai oder Peking unterwegs war, der entdeckt jedoch mittlerweile auf immer mehr Werbeplakaten einen QR-Code, der auf einen Weixin-Account verlinkt.

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5 Comments

  1. Roger Taiber says:

    Endlich mal ein Blog der auch über Social Media in China berichtet. Es gibt viel zu wenige und die werden von Google auch nicht gefunden, denn es wird immer nur in Englisch angezeigt. Habe gleich alle Beiträge durchgelesen. Fand ich sehr sehr gut. Hier ist unser Bericht:
    http://www.taiber-unternehmensberatung.de/social-media-china/

    Habe euch gerade auch auf Facebook geschrieben. Würde mich freuen wenn ihr in unserem Blog auch im Kommentarfeld auf eueren Artikel verlinkt. Denn er ist für meine Leser auch lesenswert.

    • Stephan Mayer says:

      Hallo Herr Taiber,
      vielen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Antwort über Facebook ist erfolgt :)

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