„Kein Scherz: Alipay statt Paypal“ oder „Alipay stößt Paypal vom Thron“ titelten Fachzeitschriften bereits vor fünf Jahren. Seitdem hat sich jedoch in Deutschland wenig getan. Immer noch hadern viele Einzelhändler mit dem Bezahlsystem aus Fernost. In vielen asiatischen Ländern dagegen wird Alipay immer populärer. Aufgrund der wachsenden Anzahl an chinesischen Touristen interessieren sich vor allem Einzelhändler in Korea und Japan für das Bezahlsystem. Aber auch in Indien stößt Alipay auf zunehmendes Interesse.
Wie der Online-Payment-Anbieter und Alibaba-Affiliate ANT Financial am vergangenen Donnerstag mitteilte, wird Alipay in Kürze vom populären japanischen POS-Netzwerk unterstützt. Damit ergibt sich für chinesische Touristen in Japan demnächst die Möglichkeit, in über 170.000 Geschäften mit der App von Alibaba zu bezahlen. „Wechselkursschwankungen zwischen Yen und Yuan waren bisher eine der Hauptsorgen chinesischer Touristen“, glaubt Emma Lee, Redakteurin beim Digital-Blog Technode. Durch die Möglichkeit mit der Alipay Wallet zu bezahlen, entfällt dieses Problem künftig, da Touristen jetzt nur noch einen sehr geringen Geldbetrag in Yen umtauschen müssen. Japanische Einzelhändler möchten chinesischen Touristen zusätzlich zur Nutzung von Alipay animieren, indem sie ihnen Rabatte bei der Online-Bezahlung gewähren.
170.000 Partnergeschäfte in Japan, 6000 in Korea
Im Oktober möchte POS zunächst beginnen, Alipay in 200 Geschäften nutzbar zu machen. Bis zum Jahresende sollen insgesamt 176.000 Geschäfte folgen. Dabei handelt es sich nach Angaben von Technode vor allem um große Einkaufszentren wie Bic Camera, PARCO, Umikaji Terrace und die Duty-Free-Zonen der großen Flughäfen. Als Zahlungsmittel bei den großen E-Commerce-Plattformen Rakuten und Jahoo! Shopping Japan lässt sich Alipay bereits seit einigen Jahren nutzen.
Mit 2,2 Millionen Touristen kamen 2014 doppelt so viele Chinesen nach Japan wie ein Jahr zuvor. Auch Korea ist schon lange ein beliebtes Reiseziel für chinesische Touristen und so verwundert es wenig, dass Alibaba dabei ist, dort seine Präsenz auszubauen. Genauso wie zu Hause können chinesische Touristen dort ihre Alipay Wallet benutzen. Das Angebot beschränkt sich dabei keineswegs auf eine kleine Anzahl von Duty-Free-Shops wie noch vor einigen Jahren. Nach Angaben des Fachmagazins Business Korea ist Alipay mittlerweile in über 6000 Geschäften nutzbar.
Wachsendes Interesse am indischen E-Commerce-Markt
Indien stand bisher eher selten im Fokus chinesischer Touristen. Als Absatzmarkt für chinesische Produkte spielt der Subkontinent jedoch seit geraumer Zeit eine immer wichtere Rolle. Keine zwei Wochen ist es her, da bekräftigte Alibaba sein Interesse am indischen E-Commerce-Markt durch eine Großinvestition ins indische Online-Unternehmen PayTM. Wie die Financial Times berichtet, hatte Alibaba zunächst die Absicht, eine Investitionssummer von 375 Millionen US-Dollar zu tätigen, entschied sich jedoch kurze Zeit später, den Betrag auf 500 Millionen US-Dollar zu erhöhen. Damit erwirbt Alibaba 20% des Payment-Anbieters – eine Tochter des indischen Unternehmens One97. Ob Japan, Korea oder Indien: Bei bargeldlosen Bezahl-Transaktionen spielt Alipay online und auch offline eine immer größere Rolle.
Foto: Michael Coghlan: Smartphone-Nutzerin in Peking. Flickr: CC BY-SA 2.0