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Schwanger werden mit Mobile-App aus Peking

Verhütung ist ein Thema, über das die meisten Frauen in China immer noch ungern sprechen. Da erstaunt es wenig, dass seit einiger Zeit eine App für Furore sorgt, die sich genau mit dieser heiklen Angelegenheit auseinandersetzt. Chinesische Frauen erhalten mit Dayima die Möglichkeit, zu kontrollieren, ob ihre Regelblutung zu dem von ihnen erwarteten Zeitpunkt einsetzt. Viele junge Chinesinnen setzen die App gezielt ein, um schwanger zu werden. Darüber hinaus können sie sich mittels einiger Zusatzangebote über mögliche Komplikationen und allgemeine Fragen rund um das Thema „Verhütung“ informieren.

„Viele chinesische Frauen betrachten Verhütung immer noch als Tabuthema“, glaubt Julie Wang, Pressesprecherin von Dayima. Ihr Arbeitskollege, Chai Ke, Initiator der Mobile-App, hatte am Anfang vor allem seine Verlobte und deren Freundinnen im Sinn: Im Freundeskreis seiner Partnerin wurde selten über Sexualität gesprochen. Und so wollte der 28 Jahre alte Jungunternehmer mit einer App jungen Frauen die Möglichkeit geben, sich über ihren Zyklus zu informieren – schnell und diskret. Mit mehr als 3,2 Millionen täglichen Nutzern und über 45 Millionen registrierten Usern (Stand: November 2014) handelt es sich bei Dayima um eine der bislang erfolgreichsten Apps aus dem Bereich „Womens’ Health“ in China. Die im Januar 2012 gestartete App ist mittlerweile für Android, iOS und Windows Phone verfügbar. Sie wurde bereits hunderte Millionen Mal auf Smartphones heruntergeladen.

Sex ist für viele junge Leute immer noch Tabuthema

In den letzten Jahren wurde von Regierungsseite viel in die sexuelle Aufklärung investiert. In Schulen und im Fernsehen laufen Aufklärungsprogramme, die Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit dem anderen Geschlecht erläutern. Dennoch bleibt noch einiges zu tun: „Viele Frauen fühlen sich unzureichend informiert, was ihren Körper angeht“, glaubt Juli Wang, PR-Manager bei Dayima. „Meine Freundin hatte immer Kopfschmerzen bevor bei ihr die Periode einsetzte. Nach vielen Arztbesuchen fand sie heraus, dass dies an der hohen Menge an Koffein lag, die sie immer zu sich genommen hatte. Durch die konstante Weiterentwicklung von Dayima wollen wir Frauen künftig solche Probleme ersparen.“ Dayima informiert über seinen Blog und seine Social-Media-Accounts, Weixin und Sina Weibo, regelmäßig über aktuelle Probleme. Über Weixin und QQ können chinesische Internetnutzer direkt mit Consultants von Dayima interagieren und sie bei gesundheitlichen Problemen um Rat fragen.

Junge Chinesinnen als Hauptzielgruppe für Unternehmen

Nachdem Dayima zweieinhalb Jahre alles daran gesetzt hat, eine möglichst große Anzahl an Smartphone-Nutzern zu erreichen, möchte der erfolgreiche App-Developer aus Peking jetzt vor allem kosteneffizienter arbeiten: „Junge Chinesinnen leiden stark unter der Doppelbelastung von Arbeit und Familie. Gleichzeitig sind sie eine der Hauptzielgruppen für Unternehmen. So setzen wir seit einigen Monaten alles daran, Unternehmen aus dem Gesundheitssektor als Partner zu gewinnen, die ihre Produkte über unsere Plattform promoten können“, so Juli Wang. Von den derzeit neunzig festangestellten Mitarbeitern arbeiten vierzig im Produkt-Management, zwanzig als Blogger, Webdesigner und Social-Media-Manager und der Rest im Marketing, im Innovation-Team sowie als Kundenberater.

Auch finanziell gewinnt App-Developer Dayima jetzt zunehmend an Handlungsspielraum: Wie das Digital-Blog Technode berichtet, sicherten sich die Betreiber im Juni einen Kredit in Höhe von 30 Millionen Dollar. An der Bereitstellung beteiligen sich unter anderem Ceyuan Ventures, Sequoia Capital China und Bertelsmann Asia Investments. Menstruation-Tracking-Apps machen auf Geldgeber zunächst nicht den Eindruck als seien sie eine Goldgrube, räumt Josh Horwitz von Tech in Asia ein. Die schiere Anzahl der erfassten Nutzerdaten macht Dayima jedoch zu einem lohnenswerten Ziel für Investoren. Für chinesische Social Media Manager jedenfalls scheint der langfristige Erfolg von Dayima derzeit außer Frage zu stehen.

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