China / Online Marketing

Uber und chinesische Konkurrenz im Kampf um Marktanteile

Um sich gegenüber ausländischen Anbietern durchzusetzen, kämpfen chinesische Taxi-Unternehmen schon lange mit harten Bandagen. Vorläufige Höhepunkte in diesem Monat: Das Shanghaier Start-up Shenzhou warnt in einer umstrittenen Werbekampagne Frauen vor sexuellen Übergriffen in Uber-Taxis. Marktführer Didi Kuaidi sichert sich einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar.

Was Sicherheit und Service angeht, lassen vielen Taxen in China immer noch zu wünschen übrig: Mangelnde Ortskenntnisse, schlecht gelaunte Fahrer und fehlende Sicherheitsgurte sind nur einige Aspekte, über die sich Expats und Einheimische gleichermaßen ärgern. Die Probleme mit konventionellen Taxi-Unternehmen sind der Grund für die wachsende Popularität von Mobilfunk-Applikationen. 150 Millionen Menschen, das entspricht rund ein Viertel der chinesischen Internetnutzer, hat das Angebot bereits in Anspruch genommen. Wer sich via Smartphone-App einen Fahrer bestellt, darf sich in der Regel über ein modernes, sauberes Fahrzeug und meist auch über eine kostenlose Flasche Wasser freuen.

Entschlossenes Vorgehen gegen „schwarze Schafe“

Wie in anderen Bereichen so gibt es auch bei den privaten Anbietern von Taxi-Apps schwarze Schafe: Einige versuchen die Besitzer von nicht lizenzierten Privatfahrzeugen anzuheuern, um Kosten zu sparen. Besonders der amerikanische Fahrdienst-Vermittler Uber stand deswegen Anfang des Jahres in der Kritik. Das Pekinger Verkehrsministerium ist sich dem Problem bewusst und man geht seit einiger Zeit entschlossen gegen dubiose Anbieter vor. Fahrer, die über keine Lizenzen verfügen, riskieren jetzt saftige Geldstrafen in Höhe von bis zu 10.000 RMB, knapp 1400 Euro. Uber sah sich gezwungen, sein umstrittenes Angebot UberX vom Markt zu nehmen.

Schärfere Kontrollen und intensiverer Wettbewerb führen zu einer immer stärkeren Konzentration auf einige, wenige Konzerne, wie Didi Kuaidi und UCar. Kleinere Anbieter wehren sich zum Teil heftig gegen die mächtige Konkurrenz. Jüngstes Beispiel: Das Shanghaier Start-up Shenzhou machte mit einer aggressiven Kampagne gegen Uber auf sich aufmerksam. Hauptaussage der Werbeaktion: Frauen sollen sich in Acht vor sexuellen Übergriffen in Uber-Taxis nehmen. Chinesische Internetnutzer, die über aggressive Werbung oft geflissentlich hinwegsehen, äußerten sich empört und Shenzhou sah sich gezwungen, seine über Sina Weibo und WeChat (Weixin) laufende Aktion vorzeitig zu beenden.

Didi Kuaidi gewinnt gegen Uber

Auch bei den Großanbietern gab es in den vergangenen Wochen Bewegung: Didi Kuaidi, chinesischer Anbieter von Luxus-Fahrdienstleistungen, sicherte sich vorvergangene Woche einen Kredit mit der Rekordsumme von zwei Milliarden US-Dollar (etwa 1,8 Milliarden Euro). Nach Informationen der Nachrichten-Portale TechCrunch und Technode wird das Geld großteils von den beiden Investmentgesellschaften Capital International Private Equity Fund und Ping An Ventures zur Verfügung gestellt. An der Finanzierung waren bereits in der Vergangenheit Großkonzerne wie Tencent und Alibaba beteiligt.

In den kommenden Monaten erwartet das Unternehmen einige weitere Millionen Dollar von Investoren. Die Finanzierungsbereitschaft internationaler Finanzdienstleister zeigt das „gewaltige Interesse“ an unserer App, so Unternehmenschef Cheng Wei gegenüber dem Handelsblatt. Nach eigenen Angaben operiert Didi Kuaidi derzeit in 58 chinesischen Metropolen (Stand: 25.07.2015). Mit dem frischen Geld möchte der Dienstleister sein Angebot verbessern und auch auf andere Städte ausdehnen. Chinesische Medien mutmaßen seit einigen Wochen, dass der Konzern mittlerweile auch den amerikanischen Markt ins Auge gefasst hat. Das Management von Didi Kuaidi wollte sich bisher jedoch nicht zu den Spekulationen äußern. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf derzeit rund 15 Milliarden US-Dollar.

Trotz einiger Probleme: Taxi-Apps bieten Kunden eine Menge an Vorteilen

Chinesen und Expats sind sich weitgehend einig: Durch die Verfügbarkeit von Apps hat sich in den vergangenen Jahren einiges verbessert. Große Anbieter, wie Didi Kuaidi und Uber, bieten ihre Dienstleistungen mittlerweile auch auf Englisch an: Gerade für Ausländer mit mangelnden Chinesisch-Kenntnissen ein gewaltiger Vorteil. Zudem besteht die Möglichkeit zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen zu wählen. Die Bezahlung von Fahrdienstleistungen erfolgt bequem via Alipay oder per Weixin. Didi Kuaidi oder Uber? Allem Anschein nach läuft es derzeit auf ein Duell der beiden Großunternehmen hinaus. Seinem größten ausländischen Rivalen in China ist Didi Kuaidi durch den Zwei-Milliarden-Dollar-Deal jetzt ein gutes Stück voraus.

Thumbnail und Bild oben rechts: Taxi im Shanghaier Bezirk Jingan, eigenes Werk.

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