Nach einigen sehr erfolgreichen Vorträgen vor Studierenden im vergangenen Jahr war ich Ende Januar der Einladung der Uni Münster zu einem Vortrag am Seminar für Sinologie und Ostasienkunde gefolgt. Thema der eineinhalb Stunden dauernden Veranstaltung: „Verrückt nach WeChat und Weibo? Chinas soziale Netzwerke im Wandel“.
Es war mein dritter Vortrag innerhalb von sechs Monaten und mein erster seit knapp eineinhalb Jahren vor überwiegend deutschem Publikum: Nicht nur Sinologen, sondern auch zahlreiche Studierende aus anderen Fachbereichen waren der Einladung von Dozent Jonas Polfuß gefolgt ― ein Großteil davon überaus Smartphone-affin. Und so ergaben sich zahlreiche Fragen zu technischen Details und der Reichweite populärer chinesischer Apps, wie WeChat, QQ und Sina Weibo. „Mir war überhaupt nicht klar, dass nach wie vor über 500 Millionen Chinesen keinen Zugang zum Internet haben, obwohl ich mich schon seit langem mit sozialen Netzwerken aus China beschäftige und auch WeChat aktiv nutze, um mit Hong Konger Freunden zu kommunizieren“, so die Münsteraner Studentin Lisa Becker.
Auf besonderes Interesse stieß bei den Studierenden vor allem das Netzwerk Dayima: „Nach allem, was man über gesellschaftliche Probleme in China weiß, erstaunt es nicht, dass dort ein immenser Bedarf an menstruation tracking apps besteht“, so die Meinung zahlreicher Vortragsteilnehmer. „Ich hatte gar nicht gewusst, dass es einen chinesischen Dr. Sommer gibt, der über eine App mit Internet-Nutzern kommuniziert“, meint Denis Cohrs, der im dritten Semester Sinologie und Anglistik studiert und selbst viel in chinesischen Netzwerken unterwegs ist.
Von Big Data über Starbucks bis hin zu Online Dating
Mein Vortrag in Münster beschränkte sich denn auch nicht auf Schwangerschaftsverhütung und Instant Messaging. Im Mittelpunkt stand vielmehr die Art der Kommunikation in sozialen Netzwerken. Besonders erwähnenswert war für mich dabei die Tatsache, dass WeChat-User überwiegend Peer-to-Peer kommunizieren und Weibo-Nutzer großteils Online-Meinungsführern, sogenannten key opinion leaders, folgen. Was den Inhalt von Beiträgen angeht, so gibt es erstaunlich wenige Unterschiede zwischen sozialen Netzwerken in China und dem Rest der Welt: Hier wie dort posten Unternehmen Updates zu neuen Produktreihen. Viele chinesische Konsumenten kaufen bei H&M ein, trinken Kaffee von Starbucks und berichten darüber in sozialen Netzwerken. Nutzer diskutieren über aktuelle Kinofilme, wie den Blockbuster „Breakup Buddies“ (Chinesisch: 心花路放), und junge Frauen sprechen über Schminktipps oder unterhalten sich über aktuelle Modetrends.
Chinesische Online-Dating-Apps stießen bei den Zuhörern in Münster ebenfalls auf großes Interesse. Auch wenn sich die automatische Standortbestimmung mehr oder weniger problemlos deaktivieren lässt: Einig waren sich die meisten, „dass Netzwerke wie Momo und Dayima ein großes Sicherheitsrisiko bergen, besonders im Hinblick auf Big Data und dem damit verbundenen Anzapfen von Nutzerdaten durch Großkonzerne.“ Polfuß, der bundesweit als Interkultureller Trainer und Berater für deutsch-chinesisches Management und Teambuilding tätig ist, zeigte sich nach der Veranstaltung rundum zufrieden: „Als ausgewiesener Kenner der sozialen Medien in China gab Stephan Mayer einen interessanten Einblick in die Verwendung und Nutzerschaft von Weibo und Co. Wir haben uns sehr über den Expertenbesuch aus Shanghai gefreut.“
Es zeigt einmal wieder, wie wichtig ein internationaler Austausch für Online Marketing und Website-Optimierung ist! Trends können sich rasant entwickeln, aus diesem Grund ist es von essenzieller Bedeutung nicht nur den lokalen Markt unter Beobachtung zu haben, sondern auch über die Grenzen hinaus zu recherchieren.
Ich kann Ihrer Aussage nur zustimmen! Haben Sie selbst schon mit China geschäftlich zu tun gehabt?
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